Schritte zur Erhaltung des typischen Engadiner Hauses Chesa Crappun
Baugeschichte
Die Häusergruppe Crappun ist Teil des historischen Dorfkerns Samedans und thront herrschaftlich über der Ebene mit einem überraschenden Ausblick in Richtung Bernina. Geographisch liegt Samedan an einem Kreuzungspunkt der Verbindungswege im Oberengadin. Mitte 16. Jh. erlebte die Region die erste Blütezeit, in der die ersten stattlichen Steinhäuser entstanden.
Dendrochronologische Untersuchungen des Archäologischen Dienstes Graubünden an den Holzbalken im Untergeschoss vom Altbau ermittelten für den südöstlichen Teil des Hauptbaus ein Baujahr um 1564. Im Grundriss ist in der südwestlichen Ecke des Gebäudes die Struktur eines mittelalterlichen Turms ablesbar. Reste eines zweigeschossigen einraumtiefen Baus wurden datiert auf 1429. Teile des mittelalterlichen Mauerwerks sind im gemauerten und gewölbten Lagerraum (heute Küche) des Untergeschosses noch an verschiedenen Stellen sichtbar. Die Chesa Crappun wird erwähnt in der Internet-Publikation «Die Schweiz von 1350 bis 1850 im Spiegel archäologischer Quellen» von Archäologie Schweiz, Basel 2018.
Auf Grund der strategischen Lage des Hauses darf angenommen werden, dass die ganz ursprüngliche Bebauung sogar wesentlich älter sein dürfte und es sich vielleicht um einen Wehrturm handelte, in dem die Bevölkerung bei Überfällen von herumziehenden Banden Schutz suchte.
Im denkmalpflegerischen Bericht der Bauberatung des Schweizer Heimatschutzes von 1972 wird angenommen, dass in einer weiteren Bauetappe, im 17. Jh., der Hauptbau in der heutigen Ausdehnung, aber nur über zwei Geschosse, erstellt worden sei. Die Vermutung wurde mit den kleineren Fenstern in der Fassade, des Gewölbes im 1. OG, der Arvenstuben und den Treppenaufgängen zum oberen Geschoss begründet. Das Pächterhaus im Südwesten wurde vermutlich mit der dritten Bauetappe im 17. Jh. angebaut. Die Aufstockung zur heutigen Grösse mit Walmdach und der Anbau des Heustalls erfolgten gemäss Bericht ungefähr um 1820.
Gemäss verschiedenen Quellen unter anderem dem Kulturarchiv und der rhätischen Vereinigung für Familienforschung besass eine Familie Moggi das Haus am Crappun, die erstmals 1558 in Samedan dokumentiert wurde. Dolf Kaiser schrieb in Chesas veglias da Samedan: «Ganz zuhinterst in der Gasse wohnte seit 1645 die Familie Muotz, später Mozzi, dann Moggi. Im letzten Jahrhundert ging das Haus in Besitz der Familie Gort (heute Fischer). Im Häuslein daneben wohnte um 1750 der wenig glückliche Nuot Tratschin welcher innert wenigen Jahren alle seine 6 Kinder verlor. Um 1848 lebte dort Ursina Wighet und später ging das Haus in den Besitz der Familie Monsch.» Der Heustall gehörte der Familie Tester, die als erste die Engadiner Nusstorte in ihrer Konditorei in Toulouse, Frankreich, lanciert haben sollen.
Postkarte Samedan 1920 mit Chesa Crappun aussen rechts